Folgen des Klimawandels und Konsequenzen

Die Folgen des Klimawandels und Konsequenzen für die Region war Thema einer durchgeführten Befahrung und Bestandsaufnahme für Braunschweig.
Schwerpunkt lag auf der Fragestellung, was passieren kann und welche Maßnahmen getroffen werden können und müssen.

Realistisch erschien, bezogen auf die jüngsten Ereignisse, die Annahme einer Jahrhundertflut mit einem Aufschlagfaktor von 100%. Dem liegt die Zunahme von Häufigkeit und Intensität von extremen Wetterphänomenen zugrunde. Vor allem der Schutz gegen Extremwetterereignisse wie Starkregen in Verbindung mit stationär stabilen Gesamtwetterlagen sowie extreme Hitze- und Dürreperioden stehen im Mittelpunkt der Betrachtung.
Im Fokus steht der Hochwasserschutz in Braunschweig.

Die Flüsse Oker, Schunter, Wabe und Mittelriede fließen durch Braunschweig. Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept 2030 (ISEK) [1] für Braunschweig sowie in der Beurteilung des Landes Niedersachsen bergen sie innerhalb eines länger anhaltenden Starkregen-Ereignisses ein Gefahrenpotential in Verbindung mit dem Flusshochwasser.

Ein örtlich lang anhaltender Dauerregen bewirkt neben dem durch den Anstieg des Flusspegels, verstärkt durch starken Zufluss von Regenwasser aus der Flussumgebung, eine Veränderung der Flussströmung. Dies wird verursacht durch mitgerissene Äste, Bäume und Erdreich. Bodenerosion verringert die von den Flüssen aufnehmbare Wassermenge durch eine Volumenverkleinerung des Flussbettes.

Während der Flussbesichtigungen erscheinen die Oker in Leiferde im Bereich Südost und Fischerbrücke, in Melverode westlich Leipziger Straße, in der Innenstadt im Bereich der Okerumflutgräben, am Heizkraftwerk Mitte, bei Ölper östlich der Celler Heerstraße, in Veltenhof südlich der Pfälzerstraße, in Watenbüttel nördlich der Celler Heerstraße besonders hochwassergefährdet. Des Weiteren wirken Teile von Schuntersiedlung wie Lincolnsiedlung, Wenden und Thune durch die Schunter gefährdet; stark gefährdet sind jedoch definitiv Riddagshausen durch Mittelriede und Wabe sowie Querum durch die Schunter.

Dazu kommt der besondere löss-lehmgeprägte Boden weiter Bereiche Braunschweigs, der als nicht Wasser durchlässig charakterisiert ist. Dies lässt beispielsweise den unscheinbaren Schunter-Zufluss Beberbach von einem im Sommer oft ausgetrockneten Rinnsal zu einem reißen Bach mit der Folge regelmäßiger Überschwemmungen im Ortsbereich von Bevenrode werden. Ursachen sind Starkregen oder der Wasserabfluss während der Schneeschmelze.
Der Bach ist im Oberlauf innerhalb eines etwa 1,2 m breiten Baches mit vielleicht 20 cm Breite des Bachbettes. Im Unterlauf sind es bis zu 3 m Breite mit maximal 2 m breitem Bett.

Ein Anschauungsbeispiel sollte ein dreitägiges Regenereignis im Bereich des Beberbaches dienen. Der Bach hat eine Länge von 7,2 km und einen Einzugsbereich von 13,9 km² [2].  Die höchste durchschnittliche Monatsregenmenge für Braunschweig gibt es im Juni mit 73 mm (= 73 Liter pro Quadratmeter). Unter der Annahme einer etwas höheren Menge innerhalb der drei Tage bin ich von 80 mm Regenmenge ausgegangen.
Bezogen auf den Einzugbereich des Baches ergibt sich eine Gesamtregenmenge von 
1.112.000.000 Liter, in Worten 1,112 Millionen Kubikmeter Wasser. Noch anschaulicher wird es wenn man sich einen Würfel Wasser mit 104 m Kantenlänge vorstellt. Bei der Jahresregenmenge in 24 Stunden wäre dies die achtfache Menge: ein Würfel mit 205 m Kantenlänge.

Die Realität bietet weitaus mehr: Am Donnerstag, 05.08.2021, gab es ein Gewitter verbunden mit Starkregen [3]. Das Maximum lag im Bereich Innenstadt und östliches Ringgebiet mit einer Regenmenge von 100 - 110 mm innerhalb einer Dreiviertelstunde.
Es gab Überschwemmungen im Bereich einiger Straßen und viele vollgelaufene Keller.

Das Projekt Neubau der Fischerbrücke in Leiferde kommt in seinem heutigen Planungsstatus nicht den Anforderung an einen zeitgemäß angemessenen Hochwasserschutz nach. Die bisherige Planung kann im Fall eines Starkregen-Hochwasserereignisses örtlich sogar zu einer deutlichen Erhöhung der Gefährdung von Gebäuden und Leben führen, da ein Staupunkt entstehe. Es wäre kein ausreichender Durchfluss möglich. Die Brücke müsse eine größere Weite mit Vorflutbereich bekommen. Eine weitere Senkung der Gefährdung kann die Renaturierung und Entgradigung des jetzigen Oker-Flussverlaufes zwischen Groß-Stöckheim und Leiferde bringen. Dieser ist zwar seitens des Bezirksrates angedacht, jedoch werden Bewilligung und Mittelfreigabe von involvierter Seite nur als langfristig realsierbar gesehen.

Gespräche mit Anwohnern verdeutlichten eine bereits während der letzten Hochwasser bis an viele Häuser, teils bis in den Ortskern wie beispielsweise in Querum reichende Wasserlinie.
Bei zukünftigen Ereignissen verstärkter Ausprägung sei mit höheren Pegeln und größeren Strömungsgeschwindigkeiten zu rechnen.

Der Hochwasserschutz Braunschweigs erfordere eine schnellere Umsetzung für den Erhalt von Sicherheit für Grund, Gebäude, Tiere und Menschen. Der Definition für Verantwortung nach bedeute: “Handeln bevor etwas passiert“ schon jetzt konkrete Planungen, verbunden mit einer zeitnahen Umsetzung, zu treffen.

Vor allem ist äußerst dringend die Alarmierung zu verbessern, denn der letzte bundesweite Warntag hat sich in Braunschweig nur als „Sound of Silence“ wahrnehmen lassen. Es fehle an Sirenen und Ausrüstung (Lautsprecherfahrzeuge), denn ein erheblicher Teil, vor allem ältere Bürgerinnen und Bürger, verfüge über keine „App-fähigen“ Mobiltelefone oder Internetanschluss. Außerdem müsse mit Stromausfällen gerechnet werden.

Wer jetzt nicht handelt und heute die notwendigen Schlussfolgerungen für eine Verbesserung von Hochwasserschutz und Katastrophenschutze im Raum Braunschweig zieht, handelt fahrlässig. Er werde sich im Falle seiner Wahl als Direktkandidat in den Bundestag vorrangig für beides, Hochwasserschutz und Katastrophenschutz in Braunschweig, einsetzen.

Quellen:
[1]  Stadt Braunschweig: Präsentation des integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) 
[2]  Wikipedia: Beberbach (Schunter)
[3]  RegionalHeute: Heftiges Gewitter in Braunschweig; 05.08.2021