Braunschweig - Politik lässt Jugend und Polizei im Stich
Bundesweit fanden letztes Wochenende viele Partys vieler Jugendlicher statt. Es wurden dabei nicht immer die noch gültigen Corona-Regeln eingehalten. Es war auch laut mit viel Musik und mit Genuss von alkoholhaltigen Getränken. Und genauso selbstverständlich war die Polizei vor Ort, um die Ordnung wieder herzustellen. In einigen Städten ist die Situation an dem Wochenende eskaliert.
Soweit könnte man annehmen, es seien nur randalierende, respektlose Jugendliche, die einfach nur Party machen wollen. Die Anwohner seien in ihrem Recht auf Nachtruhe gestört und die Polizei wird dorthin geschickt, um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen.
Ich wollte ursprünglich im Park spazieren gehen und Eulen sehen und hören. Es war nach Mitternacht, 0:25 Uhr. Schon auf dem Weg dorthin fiel mir auf, dass viele Menschen unterwegs waren, meist Jugendliche. Als ich an der Anlage für Skateboarder und Inlineskater angekommen war, versuchte ich der lauten Musik wegen zu diskutieren und erwähnte die Eulen, deren Überleben ich in Gefahr sah.
Die Diskussion entwickelte sich intensiver. Meine Argumente bezogen sich auf mein politisches Engagement für die Zukunft der heutigen Jugend und zukünftige Generationen. Mir wurden verschiedene Argumente entgegen gehalten, auf deren Auflistung ich hier verzichte. Letztlich versuchte ich auch ein prinzipielles Verständnis für das Empfinden von ein, zwei verlorenen Jahren der Jugendzeit zu vermitteln.
Dann fiel der Satz: "Ihr habt uns allein gelassen. Ihr habt uns nicht geimpft!"
Dem konnte ich nichts mehr entgegenhalten.
In weiteren Gesprächen kamen auch Enttäuschung anderer Jugendlicher, die außerhalb der Partys dort gewesen sind zum Ausdruck. Es waren auch Jugendliche, die gesellschaftlich engagiert sind, so in Rettungsdiensten. Selbst die Polizei sieht sich hier eher in ihre Rolle gezwungen, einzugreifen, um die Ordnung wieder herzustellen. Es wurde, wie ich am folgenden Tag sehen konnte, viel Müll im Park hinterlasse. Den gibt es zwar auch anderen Tagen ohne Partys, jedoch leider zusätzlich viele zerbrochene Flaschen. Die Polizei ist entschieden aber behutsam vorgegangen, alles war auf Deeskalation ausgerichtet.
Haben hier nicht Politik und Gesellschaft versagt?
Ist das Gefühl der Jugend, allein gelassen worden zu sein, nicht ein Signal für Versagen von Politik?
Muss wieder die Polizei dort, wo die Politik nicht genügend getan hat, alles ausbaden?
Hier in Braunschweig ist es im Prinzenpark zum Glück recht friedlich geblieben.
Nehme ich mal die Perspektive der Jugend ein, so wird hier die Ruhe der bereits Geimpften und somit geschützten Älteren geschützt und gleichzeitig wie selbstverständlich einem Recht auf persönliche Entfaltung in der Jugendzeit, die nur wenige Jahre andauert, weniger Wert eingeräumt.
Müsste nicht der Jugend auch ein Recht auf Entfaltung oder einfach "bloß zu sein" gegeben werden.
Wäre es nicht einfach gerecht, spätestens jetzt auch der Jugend ihren Raum zu geben?
[Dieses Thema wird von mir fortgesetzt!]