Solidarität und Klimaschutz sind vereinbar
Das immer noch wichtigste Thema ist der durch den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine verursachte Krieg in Europa. Dieser muss sofort beendet werden. Ich fordere ausdrücklich die russische Administration auf, die Kriegshandlungen umgehend einzustellen und zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand und eine Friedenslösung zu kommen.
Verbunden damit muss die Souveränität der Ukraine wiederhergestellt werden und ein zukünftiger Wiederaufbau der Ukraine mit internationaler Hilfe gewährleistet werden.
Hierfür werden zu Recht Mittel zur Unterstützung der Ukrainerinnen und Ukrainer zur Verteidigung ihrer Heimat und ihres Landes bewilligt und zugleich im Rahmen von EU und G7 geleisteter wirtschaftlicher Sanktionen gegenüber dem Regime Putin verhängt.
Aus meiner Sicht können im Bereich Energie noch stärkere Sanktionen verhängt werden, um so den Krieg so schneller beenden zu helfen. Dass hierdurch wirtschaftliche Einbußen entstehen, muss in Kauf genommen werden. Denn einigen Experten führender Wirtschaftsforschungsinstitute nach würde hierdurch keine Massenarbeitslosigkeit drohen, sondern ein bis zu 3 % geringeres Wirtschaftswachstum zu erwarten sein. [1]
Solidarität, deren Folgen nicht oder kaum spürbar sind, ist keine wirkliche Solidarität!
Und was wiegt ein etwas geringerer Wohlstand gegenüber dem massenhaften Verlust von Menschenleben und immer größeren Zerstörungen von Infrastruktur und ganzen Städten in der Ukraine.
Von Außen betrachtet ist jeder Krieg sinnlos. Und obwohl es hierzu keinen Superlativ gibt, erscheint der jetzige Krieg gegen die Ukraine, wegen dessen Grausamkeit, Zerstörung und vor allem der mutmaßlichen Kriegsverbrechen in einem in jüngster Zeit unvorstellbaren Maße absolut unerträglich.
Ein Aspekt jedoch ist ebenso schwerwiegend: die Erreichung der Klimaziele wird durch den Krieg gefährdet.
Es gibt somit dringende Probleme, die sofort und weltweit gelöst werden müssen:
Ein sofortiges Ende der Kriegshandlungen.
Ein entschiedenes Anstreben der Artenschutz- und Klimaziele.
Der ununterbrochene Fortgang des Klimawandels bedarf umso dringender weitergehender Maßnahmen, wie der jüngste Weltklimareport des IPCC [2]
belegt. Es verbleibt ein noch kürzerer Zeitraum von nur noch wenigen Jahren und somit ein deutlich früherer Endzeitpunkt als 2030, um ein Erreichen der globalen Kipppunkte zu verhindern.
Die Ablehnung von Sanktionen russischen Gases und Erdöls durch die Bundesregierung stellt aus Sicht der anderen europäischen Länder eine zunehmend kritisierte Minderheitsposition dar. Dabei könnte durch den Zwang, Energie zu sparen einerseits und die Erhöhung des Anteils regenerativer Energieerzeugung andererseits, die Transformation zu nachhaltiger und klimaneutraler Energieerzeugung entscheidend vorangetrieben werden. Dies dient gleichzeitig der Erreichung der Klimaziele wie der Solidarität mit der Ukraine.
Der diskutierte Weiterbetrieb von Braunkohlekraftwerken wäre sogar extrem klimaschädlich.
Ein befristetes oder dauerhaftes Tempolimit auf Autobahnen würde ebenfalls Energie einsparen helfen, auch hierdurch wären Klimaziele und Solidarität gleichzeitig erreichbar.
Gleiches gilt für den Artenschutz: Das Artensterben, das genauso dramatisch fortschreitet, muss gleichermaßen gestoppt werden. Deswegen wäre es gefährlich, brachliegende Flächen der Landwirtschaft für Getreideanbau zu nutzen. Es handelt sich hier um die Ökologischen Vorrangflächen, insgesamt etwa 5 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Flächen [3]
. Diese Ökologischen Vorrangflächen dienen der Sicherung von Biodiversität.
Es besteht wegen des Ausfalls der Lieferungen aus Russland und der Ukraine der Bedarf neuer Flächen für die Getreideproduktion zur Welternährung. Allein aufgrund der Lieferausfälle von Getreide und Sonnenblumenprodukten aus der Ukraine würde andernfalls eine Hungersnot in großen Teilen der Welt drohen.
Der Anteil der nur für Viehfutteranbau genutzten Flächen beträgt rund 60 % [4]
.
Wieso kommt kein Vorschlag, aus Solidarität mit der Ukraine auf einen Teil des Fleischkonsums zu verzichten?
Hierdurch könnte eine globale Hungersnot abgewendet, Solidarität mit der Ukraine und gleichzeitig auch ein Beitrag zum Klima- und Artenschutz geleistet werden.
Quellen und Verweise:
[1] Welt: Wohlstands-Sturz? Die wahren Folgen eines Gas-Embargos sind schwer absehbar
[2] Forschung & Lehre: Weltklimarat warnt: Auch Anpassungen haben Grenzen
[3] agrarheute: Ökologische Vorrangflächen Bestimmungen/ Regelungen
[4] Deutscher Verband Tiernahrung e.V.: Zu viel für Futteranbau in Deutschland? Agrarflächen und ihre Nutzung ; 18/06/2020