Wohlstand ohne Wachstum - eine Zukunftsperspektive [2]

Die Ausführungen zur nachhaltigen Ökonomie fortsetzend, beginne ich mit der Herleitung des Begriffes Trialismus

Als Dualismus (über Latein dualis „zwei enthaltend“, von duo „zwei“, und -ismus) werden vor allem philosophische, religiöse, gesellschaftliche oder künstlerische Theorien, Lehren oder Systeme zur Deutung der Welt bezeichnet, die von zwei unterschiedlichen und voneinander unabhängigen Grundelementen ausgehen, beispielsweise zwei Entitäten, Prinzipien, Mächten, Erscheinungen, Substanzen oder Seh- und Erkenntnisweisen. Beide Elemente stehen häufig in einem Spannungsverhältnis oder sogar Gegensatz zueinander (bis hin zur Unvereinbarkeit), können sich aber auch als Polarität ergänzen (beispielsweise Yin und Yang).[1] Vom Dualismus zu unterscheiden ist der Begriff der Dualität in Mathematik und Logik, der sich auf die wechselseitige, genau definierte Zuordnung je zweier Objekte oder Begriffe bezieht. 

Davon abgeleitet (über lateinisch tria "drei enthaltend", von tria "drei") wird das oben Beschriebene auf drei Elemente erweitert, für die gleiches gilt: es kann von unterschiedlichen und voneinander unabhängigen Grundelementen ausgehend bis hin zur Unvereinbarkeit sämtliche Spannungsverhältnisse enthalten.

Der Mehrwert auf volkswirtschaftlicher Eben kann und sollte meiner Beurteilung nach unterteilt werden in
+ „Wertmehrung"/„wertmehrendes Wachstum“
+ „Werterhaltung“/ „Bestandserhalt“
+ „Werttransformation"/„wertsteigernde wachstumsneutrale Transformation“ 
Die einzelnen Begriffe des Mehrwertes im Rahmen von Wohlstand ohne Wachstumszwang werden im Folgenden erläutert:

Grundsätzliches zur thematischen Einleitung: 
Der Mehrwert geht sowohl in den Staatshaushalt als auch in das BIP (Bruttoinlandsprodukt) ein. Hierzu wird zuerst das Bruttoinlandsprodukt erläutert. Dies kann auf drei unterschiedliche Weisen ermittelt werden.[4] 

Nach der Entstehungsrechnung wird der Produktionswert abzüglich der Vorleistungen zur 
Bruttowertschöpfung zuzüglich der Gütersteuern abzüglich Gütersubventionen. 
Nach der Verwendungsrechnung ergibt sich das BIP aus der Summe von Privaten Konsumausgaben, Konsumausgaben des Staates, Bruttoinvestitionen und Außenbeitrag (= Exporte − Importe). 
Nach der Verteilungsrechnung setzt sich das BIP zusammen aus Bruttonationaleinkommen 
abzüglich Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt. Das Bruttonationaleinkommen ist die Summe aus Volkseinkommen (Arbeitnehmerentgelt plus Unternehmens- und Vermögenseinkommen), Produktions- und Importabgaben an den Staat abzüglich Subventionen und Abschreibungen.
In der Summe kommt und muss jede der Berechnungen zum selben Wert kommen.[4]  

Eine reine Wachstumsorientierung von Volkswirtschaft und Unternehmen steht einer Orientierung hin zu Nachhaltigkeit sowohl in den Zielen als auch in der langfristigen Ausrichtung in wesentlichen Teilen entgegen. 

Hieraus ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit einer Neubestimmung der Ermittlung volkswirtschaftlich signifikanter Kenngrößen wie Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Pro-Kopf-BIP

Aus meiner Sicht scheint es sinnvoll, den bewerteten ökonomischen Bewertungszeitraum auf die Zukunft auszudehnen und auch negative Kostenszenarien mit einzubeziehen. Hierdurch kann scheinbar kostengünstigeres Handeln als tatsächlich teureres hinsichtlich der Folgekosten in Zukunft identifiziert werden.
So kann auch ein Nicht-Handeln, das gegenwärtig Ausgaben spart, als bloß scheinbar 
kostensparend erkannt werden. Die zukunftserweiterte Gesamtbilanz des Handelns im selben Sektor ermöglicht auch erhebliche Mehrkosten in der Zukunft zu berücksichtigen, so dass sich bessere Handlungsoptionen finden und verwirklichen lassen. 

Ein im Namen der grundgesetzverankerten Generationsgerechtigkeit geschuldetes Spardiktat der Gegenwart könnte in der Gesamtbetrachtung als Kostentreiber der Zukunft erkennbar werden. Eine Differenzierung vom Schuldenverbot für laufende Haushaltsaufgaben und notwendigen in Zukunft Kostensparenden Investitionen ist dringend erforderlich.
Die Betrachtung der Gesamtkosten-Bilanz ist hier das Mittel für eine bessere Haushaltsführung.

Insbesondere wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit absehbar ist, dass eine Entwicklung eintreten wird, kann somit durch frühzeitige Investitionen eine erhebliche Kostensteigerung vermieden werden. Dies dient als positive Komponente dem Werterhalt.

Ein verminderter Konsum, der gemäß klassischer Berechnung zu einer Absenkung des BIP, eingehend in die Verwendungsrechnung, führen würde, kann dann durch den Werterhalt 
kompensiert werden 

Der Werterhalt muss innerhalb einer Nachhaltigkeitswirtschaft hinsichtlich vorhersehbarer Ressourcenverknappung als positiver Bilanzanteil gewertet werden, dem entgegen er heute nicht berücksichtigt oder, da mit Konsumrückgang verbunden, negativ bezüglich der Höhe des BIP gewertet würde.

Eine konkrete Simulation des BIP unter Berücksichtigung aller denkbaren bzw. erfahrungsbegründeten Effekte ist noch nicht abgeschlossen. Hierzu sind umfangreiche Berechnungen notwendig, um Auswirkungen und Gegenmaßnahmen auszuarbeiten zur Darstellung der mit dieser verbundenen Teilen.

Mit den zentralen Kenngrößen Bruttoinlandsprodukt (BIP), Pro-Kopf-BIP, Bevölkerungswachstum und Ressourcenknappheit kann eine Gerechtigkeitserwägungen ausgeführt werden.[6]
Gerechtigkeit spielt auch in meinen Betrachtungen eine wesentliche Rolle, einmal für die Schaffung einer globalen Friedensordnung, aber auch zum notwendigen Erreichen von Klimazielen, dem Erhalt der Lebensbedingungen weltweit sowie der Stabilisierung dieser Weltfriedensordnung.
Die Ressourcenknappheit ist auch in den Betrachtungen von The Limits to Growth /Die Grenzen des Wachstums [7] als ausschlaggebend für Kippunkte identifiziert.

In die Wertebilanz müssen neben den bisherigen volkswirtschaftlichen Kenngrößen BIP und Pro-Kopf-BIP zusätzlich auch Kenngrößen einbezogen werden, die Nachhaltigkeit definieren

In einer vergleichenden Zukunftsbilanz können Folgekosten durch Nicht-Handeln als Negativposten auf der Ertragsseite  gestellt werden.
Diese können mit Investitionen in die Nachhaltigkeit, die jene Folgekosten vermieden hätten, auf der Aufwandsseite verglichen werden.
Die Differenz bestimmt dann nicht nur Gewinn oder Verlust, sondern bildet auch auch Investitionsgewinne ab, die für weitere Investitionen verwendet werden können.
Sie stellen natürlich noch keine verfügbaren Mittel aus dem volkswirtschaftlichen Mehrwert dar, vergrößern aber den Verfügbarkeitsrahmen durch Einnahmenseite der Bilanz dar.

Mit Werttransformation ist nicht eine zwangsläufig erhobene Transformation gemeint, sondern die Möglichkeit, mit technologischen oder strukturellen Veränderungen von ohnehin veränderungswürdigen Prozessen Verbesserungen zu erzielen, die auch einen Mehrwertzuwachs ermöglichen.

Im Rahmen der Vertiefung dieser Thematik folgen weitere Posts.


Erläuterung von Begriffen /  Brutto-Inlandsprodukt
:
Unterschieden werden muss zwischen nominalem und realem BIP.

Das nominale BIP gibt die Summe der inländischen Wertschöpfung in aktuellen Marktpreisen an. Dadurch ist das BIP abhängig von Veränderungen des Preisindex der betrachteten Volkswirtschaft. Das nominale BIP steigt bei Inflation und daraus folgenden steigenden Marktpreisen. Umgekehrt sinkt das nominale BIP bei Deflation und daraus folgenden sinkenden Marktpreisen. So führt eine Inflationsrate von zum Beispiel fünf Prozent bei gleich bleibender Güterproduktion zu einem nominalen BIP-Anstieg von ebenfalls fünf Prozent.[4]  

Um das BIP unabhängig von Veränderungen der Preise betrachten zu können, verwendet man das reale BIP, in dem alle Waren und Dienstleistungen zu den Preisen eines Basisjahres bewertet werden (BIP zu konstanten Preisen). In Deutschland verwendet das Statistische Bundesamt seit 2005 Kettenindizes.[4]  

BIP pro Kopf und Wohlstand:
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf bzw. BIP pro Einwohner ermöglicht einen Vergleich verschiedener, unterschiedlich großer Wirtschaftsräume miteinander und wird als Maß für den materiellen Wohlstand in einem Land oder einer Region angesehen.[4] 

Verweise, Quellen und Links:
[1]    wikipedia.de: Dualismus (Definition in Philosophie)
[2]    wikipedia.de: Welle-Teilchen-Dualismus (Definition Physik)
[3]    wikipedia.de: Dualismus (Definition Politik)
[4]    wikipedia.de: Bruttoinlandsprodukt 
[5]    wikipedia.de: Bruttoinlandsprodukt Deutschland 
[6]    Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum – das Update: Grundlagen für eine
        zukunftsfähige Wirtschaft. 2. Auflage, 2017 
[7]     Donella H. Meadows, Dennis L. Meadows, Jorgen Randers, William W. Behrens III:
         The Limits to Growth , 1972

This article was updated on Juli 29, 2024