Über Verkehr (Teil 1)

Heute auf einem meiner per Fahrrad zurückgelegten Wege sah ich etwas, das mich spontan aufgeregt hat: An einem Bahnübergang jenseits direkt erschlossener Wohngebiete lagen und standen sieben E-Roller. Diese waren achtlos weggestellt und überwiegend umgeworfen. Auch andernorts habe ich schon etliche Male teils Fußwege/Radwege  versperrende E-Roller umgestellt, um eine Verkehrsgefährdung zu beseitigen. Für mich kennzeichnen diese so hinterlassenen E-Roller einen respektlosen Umgang mit nicht eigenen Gegenständen und symbolisieren eine konzeptlose Verkehrspolitik, die dringend verändert werden muss. 

Wie sieht der Verkehr heute aus? Wende ich mich  zuerst dem innerörtlichen Verkehr zu.
Hier in Braunschweig gibt es ein Stadtbahnnetz in 1100 mm-Sonderspur, welches durch eine Besonderheit gekennzeichnet ist. Im Bereich vom Bohlweg bis zum Hagenmarkt verlaufen in diesem Abschnitt fünf von sechs Linien ohne Ausweichmöglichkeit bei Betriebsstörungen.
Im Vergleich dazu sind in Netzen anderer Städte, so z. B. dem Bremer Straßenbahnnetz, Gleisverbindungen vorhanden. Diese dienen ausschließlich dem Einsatz von Fahrzeugen für Zusatzverkehre (Fußballbundesligaspiele), als Alternativrouten bei betriebsstörungsbedingten Sperrungen (Unfälle) oder dem Umfahren von Baustellen.

Dies fehlt in Braunschweig: Der Lückenschluss des Stadtbahnnetzes durch eine Verbindung zwischen Inselwall und Europaplatz würde eine wesentliche Verbesserung und dadurch Attraktivitätssteigerung darstellen. Genau das wird gebraucht, um mehr Menschen zu einem Umstieg auf den Öffentlichen Nahverkehr zu bewegen. Allein die Werbesprüche auf den Bahnen schaffen das nicht, zumal die Frage offen bleibt "Wer fährt mich denn wieder zurück?".
Ein kostenfreies Nahverkehrsangebot würde den Anteil dieses Verkehrs nochmals erhöhen. Ob hierzu die Änderung Europäischen Rechts notwendig und zielführend ist, bleibt zu diskutieren, denn die Ausgangsbedingungen haben sich geändert. Die Städtische Versorgung ist privatisiert und ob der Mehrheitseigner von bs-energy bereit ist, Anteile aus seinen Gewinnen in die Braunschweiger Verkehrs GmbH zu überweisen, scheint eher fraglich.

Verbesserungen in den Fahrzeugen durch bessere Belüftung und eine anderes Hygiene-Konzept der Inneneinrichtung sind aus meiner Sicht bei neuen Fahrzeugen notwendig und wären auch bei vorhandenen Fahrzeugen sinnvoll, um auch während einer Pandemie oder schlicht zu Grippezeiten die Attraktivität hoch zu halten. Soviel müssen wir aus der noch andauernden Pandemie gelernt haben. Wenn dazu noch Ablagemöglichkeiten für Gepäck, z.B. durch Klappsitze und regalartige Ablageflächen mit Sicherungselementen vorhanden wären, wird auch den Menschen das Gegenargument genommen, die bisher deswegen mit dem Auto in die Stadt fahren.

Es gibt noch andere Verkehre, so den Radverkehr. Was schon jetzt auffällt, ist ein großer Mangel an abschließbaren Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Oftmals sind diese außerdem nicht für alle Fahrräder geeignet, da die Bügel entweder für die Rahmenhöhe falsch angeordnet sind oder die Zugänglichkeit nicht von allen Richtungen möglich ist. Für Lastenräder fehlen Abstellmöglichkeiten gänzlich, oft ist nur auf Wegen noch Platz. Aber diese müssen als Zufahrt für den Lieferverkehr und Rettungswege frei bleiben. Die Aufteilung des Raums in der Innenstadt bedarf einer Neuaufteilung, die den schon heute geänderten und sich in Zukunft noch weiter ändernden Bedürfnissen gerecht zu werden.

[Diese Betrachtung wird fortgesetzt.]