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Vorbilder und Leitbilder - eine Würdigung
Heute kam die Nachricht, dass Jimmy Carter, der 30. U.S-Präsident im Alter von 100 Jahren gestorben sei. Das ist ein Grund für mich, dazu etwas zu schreiben.
Wie hat es Helmut Schmidt in seinem Werk „Was ich noch sagen wollte“ geschrieben: „Je länger ich mich mit der Idee eines eigenen Buches zum Thema "Vorbilder" beschäftigte, desto mehr Zweifel überkamen mich“ [1]
.
Und dies bezog Schmidt auf den Begriff des Vorbildes im aktuellen zeitlichen Kontext im Vergleich zu möglicherweise enormen Veränderungen über die Gegenwart hinaus.
Zur Person Jimmy Carter, den Schmidt selbst als damaliger Bundeskanzler persönlich gekannt und auch geschätzt hat [2]
, glaube ich, dass er der heute geäußerten medialen Einschätzung der Persönlichkeit Carters nicht widersprochen hätte. Dort wurde Carter als zwar nicht großer Präsident, jedoch großer Mensch und große Persönlichkeit beschrieben. Erst nach seiner Präsidentschaft nutzte er seine große Anerkennung, um sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Carters starke Aktivitäten in dieser Richtung bescherten ihm 2002 die Verleihung des Friedens-Nobelpreises. [3]
Die grundsätzliche Skepsis Schmidts gegenüber dem Begriff Vorbild, jedoch eine mildere Haltung gegenüber dem Begriff Leitbild ist bekannt. Die Fähigkeit zu Kritik und Skepsis hat sicher mit zu Schmidts hohem Ansehens beigetragen.
Was Jimmy Carter betrifft, erschloss sich mir als Jugendlichem nicht der Grund seiner Abwahl nach nur einer Amtsperiode. Er hatte aus meiner Sicht Großes geleistet: er hatte am ersten Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten wesentlich mitgewirkt. Unter seiner Präsidentschaft kam das Salt-II-Abrüstungsabkommen zwischen den USA und der Sowjetunion zustande.
Ausschlaggebend für Carters Abwahl war die schwächelnde US-Konjunktur.
Carter stach mit Eigenschaften wie Anstand und Ehrlichkeit hervor. Er setzte sich für Projekte ein, die den Frieden, die Menschenrechte, Demokratie und Wohltätigkeit förderten. Vor allem aber legte er selbst Hand an, insbesondere bei Projekten für Bedürftige.
Bezeichnet wurde er als „ein Mann mit Prinzipien, ein Idealist, ein Friedensstifter.“ [3]
und
„er warnte {schon damals} vor dem Klimawandel.“ [3]
Nebenbei erwähnt hat heute erst UN-Generalsekretär Guterres viel entschiedenere Maßnahmen aller Staaten zur Begrenzung der Erderwärmung gefordert. Zuvor hatte die Weltwetterorganisation WMO bekannt gegeben, dass 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen sei. [4]
Für mich bedeutet dies, sich an Leitbildern zu orientieren, die ihrer Zeit weit voraus waren, die durch ihr Handeln zu Vorbildern wurden, kann bedeuten, wenig Beachtung zu finden, sich Ablehnung und Anfeindungen auszusetzen. Es gibt hierzu jedoch keine Alternative, denn solange die Verantwortlichen das Notwendige nicht von selbst tun, muss es immer wieder Menschen geben, die sie dazu auffordern und Handeln einfordern.
Dies betrachte ich als meine Aufgabe.
Darum kandidiere ich.
Verweise:
[1] Helmut Schmidt: „Was ich noch sagen wollte“, C. H. Beck-Verlag 2015
[2] Helmut Schmidt: „Menschen und Mächte“, Siedler-Verlag 1987
[3] ZDF-Heute-Journal zum Tode Jimmy Carters; Sendung 30.12.2024; 21:45
[4] deutschlandfunk.de: Globale Erwärmung UNO-Generalsekretär Guterres fordert
drastischen Kurswechsel beim Klimaschutz